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2019-04-03 06:12:19

Pico, der gute Nanny

Pico, der hieß früher Chico. Ein Name für einen Affen im Zirkus, aber doch nicht für einen Shetty- Schimmel! Aber da er seinen Namen ja nunmal hatte, sollte der Klang nicht ganz anders sein. Zu Pia passte Pico. So hiess er dann.

Pico gehörte einer Familie in er Nähe des Dümmer Sees. Aus gesundheitlichen Gründen mussten sie ihn abgeben. Er lebte alleine im Garten eines Einfamilienhauses und war auf Gesellschaft nicht scharf, wie man uns versicherte. Das kam aber ganz anders:

Zum 3. Geburtstag, am 1.5.2004, hat Pia den etwas verrückten Pico bekommen. Mitsamt einer kleinen Kutsche, die er fleißig und nicht immer zuverlässig durch die Feldmark in Lohnde gezogen hat. Im Kofferraum der Kutsche war das sagenumwobene „Kutschenabendbrot“. Eine Stulle für jeden und ein bisschen Banane oder Apfel in Stückchen. Unterwegs futterte es sich herrlich. Foxterrier Tömpe war auch mit dabei… aber der bekommt einen eigenen Artikel. Wir fuhren vorbei an Äckern, auf denen verschiedene Feldfrüchte wuchsen. Da übte sich ein, den Unterschied zwischen Raps und Weizen und Gerste zu erkennen. Schnell kam unser Kutschenabendbrot bei anderen Lohnder Kindern in Mode und wir nahmen auch ausgewählte Gäste mit. Natürlich immer nur einen einzelnen, denn die Plätze waren begrenzt in Picos kleiner Kutsche. Es war herrlich gemütlich und die Kinder hatten Spaß. Pia und Clara hatten zusätzlichen Spaß, wenn die Gäste keine Zuckerrübe erkennen oder Weizen und Gerste nicht unterscheiden konnten.

Eine kleine Einschränkung des Glücks war die fehlende Möglichkeit, anzuhalten. Pico konnte super vorwärts laufen, aber aus irgendeinem Grund, konnte er unterwegs nicht anhalten. Wenn man jemanden traf und einen Plausch halten wollte, stand plötzlich der kleine Schimmel auf 2 Beinen und danach ging die rasende Fahrt los. Wenn es besonders hart kam, drehte er sogar um. Die Kinder hielten sich dabei kreischend an den Griffen der Kutsche fest, so daß ich bald dazu überging, sie mit einem dicken Strick an der Kutsche festzubinden. Schwiegermutter ging auch einmal fast verloren, als Pico auf dem Absatz kehrt gemacht hat. Erst wieder auf dem Hof angekommen, war es problemlos möglich, die Kutsche zu stoppen. Wer unterwegs mal Pipi musste, konnte abspringen, pinkeln und hinterher wieder aufspringen. Wir haben solange Schleifen auf dem Weg gefahren, denn an Anhalten war nicht zu denken. Besonders blöd war die fehlend Bremse, als ich den wahnwitzigen Gedanken hatte, die Kinder mit der Kutsche vom Kindergarten abzuholen. Holla…… wir sind locker zehn Mal vor dem Kindergarten hin und her gejagt, bis eine gnädige Mutter jedes Mal, wenn wir vorbei kamen, ein Kind auf die Kutsche geworfen hat.  Ohne Stop zischten wir vor dem Kindergarten zwischen den parkenden Autos hin und her. Ich habe das nie wieder versucht.

 

Schon bald hatte Pico seinen Job als Nanny angenommen. Die Fürsorge für die Fohlen hat er sehr ernst genommen. Sein erster Fall war Kvika, die bald nach Picos Ankunft in Lohnde geboren wurde. Die Geburt war ein wenig anstrengend für Dimma und die Nachgeburt wollte nicht richtig abgehen. Das Fohlen schaffte es nicht, zügig zu saufen und der Tierarzt musste kommen. Pico war immer dabei. Es gibt kaum ein Neugeborenen Foto von Kvika, auf dem nicht eine weiße Nase mit drauf ist. Das Fohlen wusste irgendwann gar nicht mehr, wer seine wirkliche Mutter war: weiß oder schwarz? Der Tierarzt empfahl, den Schimmel wegzubringen. Das war einfacher gesagt, als getan. Pico ging 10 Meter und bohrte dann alle Hufe in den Boden, denn er wollte lieber dabei bleiben. Heiko hatte alle Mühe, ihn davon zu zergeln. Letztendlich musste ich schieben mit draufklopfen und Heiko ziehen, damit der renitente Schimmel das Feld räumte.

 

Auch die weiteren Fohlen, die auf Heppnisholt zur Welt kamen, haben kurz nach der Geburt in die rehbraunen Augen in dem dicken Kopf geschaut und manches Fohlen, das im Stroh ein Nickerchen gehalten hat, wurde von dem  kleinen dicken Schimmelchen bewacht. Er stand darüber und seine Unterlippe baumelte über dem Fohlen. Pico war und ist ein echter Kinderfreund. Wenn sie auch schnell grösser waren als er, so hat er doch immer hergehalten und alle Späße mitgemacht. Die kurzen Beine wetzten rund um den Paddock, wenn es die Kinderseelen verlangt haben. Leider hat er den Fohlen auch immer schnell beigebracht, daß auf der anderen Seite des Zaunes das frischere Gras steht. Einmal standen Pico und Fohlen mitten auf dem Hof.... ausgebüchst unter dem Zaun hindurch.

Dieses Jahr hat er Skjomi als Zögling und auch die anderen männlichen Ponies fordern ihn öfter mal auf ein Kämpfchen heraus. Er macht eine Sache mit Anstand. Auf den Bildern sieht man, wieviel Spaß sie alle zusammen haben.

Wir hoffen, daß der alte Knabe uns noch lange erhalten bleibt und ihn der Schimmelkrebs, den er seit ca. 7 Jahren hat, noch lange weiterleben lässt.